Aphorismus des Jahres
Allmählich wird es spannend auf unserem Planeten.
Wir nähern uns einer Erleuchtung, die alles überstrahlt, was wir je erdacht
und erschaffen haben. Warten wir auf den Übermittler dieser letzten
Botschaft. Ein Anfang ist getan.


Ein banges Hoffen
In diesen Tagen, in denen wir erfahren haben, was Ausgesperrtsein von der
Welt bedeuten kann, die Ungewißheit über unseren Zustand an den Sinnen
nagt, die auch schon einmal besser zu uns waren –
an diesen viel zu
stillen Tagen, das Wort hat sich in sich zurückgezogen, und Freundlichkeit
versteckt sich hinter einer Maske, kein Lachen und kein Staunen mehr, nur
noch ein banges Hoffen auf eine Unantastbarkeit, die wir uns und dem
eigenen Körper wünschen.
Jetzt gilt es, zu beweisen, daß wir Menschen
sind, unüberwindbar, und mit starkem Herzen – der Dämon Angst berührt uns
nicht, ihm werden wir mit Trost begegnen, der unsere wahre Hoffnung ist.

POEM der Woche
Aus: Späte Visionen (Arbeitstitel) Autor: Gregori
Latsch
8. Folge - 2021
Wer an unserer Seite geht
Wir sind noch nicht so weit,
daß jener, der an unserer Seite geht, von allen Dingen weiß, von allen
Dingen weiß.
Was würde denn geschehn, wenn jener, der an unserer
Seite geht, und das ein Leben lang, von jenen Dingen weiß, von jenen
Dingen weiß?
Wir wissen nicht, noch nicht, warum in uns ein anderer
seine Route geht, und uns auch einen neuen Blick verspricht – worauf?
Wir wissen‘s nicht.
Und jener, der an unserer Seite geht, was werden
seine Augen sehn? Sind wir nicht mehr vereint im Blick? Wir wissen‘s
nicht. Noch nicht. Wir werden sehn.

Präsentations-Website
Wir heißen Sie willkommen
auf unserer Website! Die von Ihnen gewählte Website enthält eine kurzgefaßte
Zusammenstellung von literarischen Texten und Grafiken, und zwar zu besonderen
Anlässen, die Sie den Rubriken entnehmen können.
Es liegt nicht in
unserer Absicht, permanent neue Titel herauszubringen; Texte mit Niveau sind in
der Regel selten und von zeitlosem Charakter – und sollten lange im Angebot
bleiben.
Literaturinteressierte haben immer wieder danach gefragt, warum
wir nicht preiswerte Bücher für den Buchhandel herausgeben. Dafür gibt es eine
einfache Erklärung: Mehr aus zeitlichen als aus finanziellen Gründen wäre es
töricht, einen normalen Buchverlag zu betreiben – der Kern des Cimarron-Teams
befindet sich im vorgerückten Alter; hinzu kommt der Umstand, daß fast alle
Beteiligten auf verschiedenen Gebieten mehr oder weniger kreativ tätig sind –
gute Voraussetzungen für die Herstellung von Büchern in eigener Regie. Das
setzt, neben der Liebe zur Literatur, ein gutes Einverständnis mit unserem
anderen Ich voraus.
Und, davon abgeleitet, versuchen wir, mit unseren
Texten Anklang zu finden beim Leser und ihm einen guten Vergleich zu anderen
literarisch-poetischen Gedanken zu geben, so daß er das Niveau eines Textes
abzuschätzen weiß.
Wir hoffen gern, daß wir uns, mit Ihnen, noch einer
langen Zeit des kreativen Schreibens erfreuen können. Was wir in petto haben,
ist gut für manche schöne Überraschung. Daran wollen wir alle Freunde der
Literatur teilnehmen lassen. Auch unsere Literatur wird das Überleben unserer
Spezies zwar nicht beeinflussen, doch sie kann versuchen, sich in ein
niveauvolles Gesamtbild einzuordnen - und sich dabei an den Besten zu
orientieren.
Wir wünschen uns und den Lesern, daß der eine oder andere
Titel unserer bibliophil angebotenen Bücher schon bald über einen Verlagspartner
als gebundene Ausgabe im Buchhandel zu erwerben sein wird.
Cimarron-Team

Was bleibt von den Helden der poetischen Phantasie?
Erstausgaben und Unikate, handschriftliche Gedanken auf Muscheln und
seltenen Steinen? Und was ist mit dem an verborgener Stelle angebrachten
Vermerk, daß der blinde Bettler die Stadt verlassen hat?

Weltfrauentag 8. März
2020
Sie wollen nicht mehr ein Angriffsziel begehrter Attacken
sein, die selten auf einem harmonischen Einverständnis basieren. – Die Frauen
in unserer Zeit pochen auf das Recht, eine Partnerschaft in Augenhöhe mit den
Männern einzugehen, auch wenn sie dabei ihren sanften Blick nicht verlieren.
Aus: Späte Visionen (Aphorismen)

Seltsame Nähe
Wie nah wir uns doch sind.
Den Augenblick benennen fällt mir schwer. Wo uns ein Zauber heimsucht,
wenn angespannt die Sinne sind, und stilles Einverständnis uns
zusammenhält. Was dann geschieht, verläuft auf einer anderen Lebensbahn,
die nicht dem Willen untersteht. Was hält uns davon ab, nur diesen Weg zu
gehn – so lange, wie das Einverständnis uns zusammenhält.
Letzter Ton
Dein Schritt ist schleppender geworden. Die schwere Last auf deinen
Schultern, wirf sie ab. Was zögerst du! Es scheint, als wartest du auf
diesen letzten Ton, der überall verklingen kann. Du hörst ihn nicht, er
ist so still – und trifft sich mit dem ersten Glockenschlag des Lebens, du
erinnerst dich? Wenn beide Töne zueinander finden, erlebst du, wie
sekundenlang die Welt in deinen Augen auseinanderbricht. Und doch im Kern
das bleibt, was sie schon immer war: Ein Ort, der voller Töne ist.

Marie, die Muse und der
Altersstress
Wie sie noch immer gern vor ihrer
Schreibmaschine sitzt, und sie herumträgt, pausiert und tippt - und manche
schönen Zeilen setzt, die sie so schnell vergißt, die zeitlos sind, wie
ihr Gesicht, das sie nicht mehr so gern im Spiegel sieht.
Viel lieber
hockt sie über ihrer „Beatrice“, ein Name nur, den sie von ihm
erhielt; zwei alte Damen, die sich immer noch verstehn, und sich ergänzen
im poetischen Kalkül der Phantasie.
Marie. Schreib mir noch einmal,
wie du wirklich denkst, in lockerer Sappho-Art, wenn du davon erzählst,
wie sich ein Traum erfüllt, der nur in Worten lebt, den jeder von uns in
Gedanken mit sich trägt – und was an Sehnsucht darin steckt, und selbst die
Muse manches nicht versteht, was unsere Zeit erlebt; ein seltsames
Gedankenbild, das seinen Zauber nie verliert – und dir und mir gehört.


Corrida de Toros. 10.
September 1967 Plaza de Toros de Madrid. – November 2017.
Das Warten, doch worauf?, bewegungslos in einer Box, ist überstanden. Das Tor
ist frei!
El Toro springt in die Arena, sieht sich erschrocken um,
kein Grün!, und stürzt sich, wild entschlossen, auf den Schatten eines
Menschen. Und Staub, und Sand, und erste Wut wird bald zu einem grausamen
Gemisch.
Und überall im weiten Rund plärrende Menschen. Und auf dem
Platz, nur einen Steinwurf weit, ein Mann, der wie geziert in seine Richtung
sieht, und der ein rotes Tuch wie eine Fahne vor sich trägt, und dessen
Unbeweglichkeit und Stille der Auftakt ist zu einem schweren Kampf.
Das rote Tuch in seinen Augen fordert ihn heraus. Es flackert wild im
Sonnenlicht. Der Stier versteht es nicht, er rast dem roten Schein entgegen,
verpaßt ihn nur um einen Augenblick.
Er weiß noch nicht, daß das
Vergnügen eines Kampfes im Auge seines Feindes liegt.
Der schlanke
Mann in seiner schönen Kampfmontur weiß, was er will – den Tod des Stiers.
Davor zeigt er, zur Freude seines Publikums, wie so ein großes schwarzes
Tier gedemütigt und in die Knie gezwungen werden kann. Und das geschieht
ganz ohne Kampfgeschrei. Mit List, nach Menschenart.
Der Stier ist müde,
aus seiner schwarzen Haut tropft Blut – im Nacken stecken spitze Spieße
mit Widerhaken; und immer noch stürzt sich das Tier mit einer wilden Wut auf
jene unbewegliche Gestalt, die nur der Sonne aus dem Wege geht.
Und
ganz allmählich bahnt sich schon das Ende an. Der Stier hört keine Laute
mehr. Es ist so still im weiten Rund. Wie gern er jetzt auf einer grünen
Weide wär.
Ein letztes Flackern dieser schrecklich roten Fahne lockt
ihn an. Er wartet noch, sinkt in die Knie, steht auf; das Flackern endet
nicht, ein Blitzen blendet ihn – der Degen des Toreros sammelt sich – zum
Todesstoß. Jetzt wird es still um ihn herum. Was wird geschehn! – Er stürmt
nach vorn, und wieder nimmt sein Auge nur die rote Fahne wahr, und während
er den müden Kopf fast schon besiegt nach unten senkt, bohrt sich der Degen
des Toreros tief ins Schulterblatt – der schwere Körper fällt aus seinem
Gleichgewicht. El Toro est muerte. Ein einziger Jubelschrei kommt von den
Rängen, Applaus, der beiden gilt – dem Sieger und Besiegten, in einem Kampf,
der kein Erbarmen kennt.
Anmerkungen zu dem
vorstehenden Text: Der obige Stierkampf ist authentisch. Im
Herbst 1967 befand sich der Autor Gregori Latsch mit seiner Lebensgefährtin in
einem VW-Käfer auf Europafahrt, die quer durch Spanien und Frankreich führte.
Darüber liegt ein noch unbearbeitetes MS vor, aus dem der Text über die
Corrida de Toros vom 10.9.1967 stammt, dem der Autor im November 2017 seine
endgültige Form gegeben hat.

Hommage á Kathrin, unserer Muse - zum 75.ten! -
Frankfurter Cimarron-Team
Mohnblumen überall
Vor dir ein breiter grüner Teppich aus
Mandel- und Orangenbäumen – bis ans Meer.
Ein schmaler Pfad führt dich
durch dieses Tal, in dem das Sonnenlicht sich in den Mandelbäumen bricht,
und überall ein bunter Wald aus wilden Blumen dich umgibt.
So schön
ist nur das Paradies, denkst du.
Wie sanft der Wind auf deiner Haut
vibriert, und wundersame Düfte mit sich führt. Wie leicht die Schritte
gehen, die Augen voller Licht, und die Gedanken voller Hoffnung sind.
Bald schon siehst du das Meer; es bricht sich Bahn mit einem hellen
Schein, als wären tausend Sonnen in ihm eingekehrt. So liegt es vor dir,
unerklärbar schön.
Und hinter dir ein sanftes Tal, das einlädt zum
Verbleib. Wie lange dieses schöne Bild dir auch beschieden ist, in deinen
Sinnen wird es unvergänglich sein.
Aus: Späte Visionen - Letzte poetische Texte von
Gregori Latsch. Erscheint 2020 in der Reihe Cimarron bibliophil.
Miloš Forman in memoriam
Forman flog über das Kuckucksnest – und sah,
wie Nicholson, allmählich
aus dem Gleichgewicht gebracht, die Geduld
verlor, und eigentlich nur sagen
wollte, woran er dachte, wenn man ihn,
wie ein Tier, durch Klinikflure trieb.
Für seinen Aufschrei aus der
inneren Not versagte man ihm den Applaus, und daß er dafür büßen mußte,
stand ihm bevor.
Nach der Behandlung war er still wie eine
Kirchenmaus, und wäre wohl für
alle Zeiten still geblieben – ganz ohne
Phantasie; wenn nicht sein Freund, der Indianer, ihn
von der Schmach
erlöste, scheu wie ein Tier zu sein, als gäbe es das ganz normale Leben
nicht.
Für diesen Film von Miloš Forman gab es die höchsten Preise.
Und unvergeßlich
werden seine Szenen sein, die überfließen können in
unsere eigene Zeit, mit ihrer selbstgewählten Lust nach Glück und visueller
Eitelkeit.
Einsam sind die Tapferen
- in memoriam
Stephen Hawking ist
ein tapferer Mann, und Hawking sagt: Philosophie ist tot. Die Wissenschaft
von der Physik macht die Entdeckungen, auf die der klare Geist gewartet
hat, und auch die Suche nach Erkenntnis bringt nur sie voran.
Erkenntnis... Erkennen, was wir sehen und hören, und was sich unzweideutig im
Bewußtsein variieren läßt.
Doch was wir wissen wollen, sollen, können,
bricht nicht aus irgendwelchen Teilchen, die irgendwann den Anfang gaben,
und irgendwann uns auch das Ende geben. Es sei denn, die Bestimmung unseres
Seins ist, mitzuerleben, was im Kleinsten und im Makrokosmos vor sich geht.
Und Hawking sagt auch: Nicht Schritt gehalten habe jener Freund der
Weisheit mit neueren Entwicklungen in den Wissenschaften der Natur; gemeint
ist wohl das Wissen um die Grenzenlosigkeit des Alls.
Als läge uns der
Himmel näher als die kalte Wut des Nachbarn, mit dem sich nicht mehr reden
läßt.
Was ändert sich an unserer Suche nach dem Sinn des eigenen
Seins, wenn wir erfahren, daß es einen Schöpfer gibt? Wird das Gefühl der
Weisheit dann beleidigt sein? Und tausend andere Fragen gibt es noch.
Und wenn es etwas anderes ist, ein Ding, das von allein den ersten
Baustein schuf, uns das Vergnügen eines kurzen Traumes gibt, das große
Wunder, das auch Leben heißt, auf seine Fahne schreibt, versteckt in einem
Schwarzen Loch, wird Stephen Hawking nie erfahren, was sich darin sonst nocht
verborgen hält.
Vielleicht die Antwort auf die Frage nach dem Sinn der
Welt, und wer sie uns bis heute vorenthält. Doch Schwarze Löcher laden nicht
zum Diskutieren ein. Sind sie ein Treffpunkt der Unendlichkeit? Der
Spielball einer Zeit, die längst vergessen hat, woher sie kommt?
Wie
schön, daß es auch Menschen gibt, die keine Fragen stellen nach dem
Überlebenssinn.
Aus: Späte Visionen (2019/2020) - Autor Gregori Latsch

Unser Credo
Was da ist: Eine
Literatur, deren Sinn darin besteht, uns die Augen zu öffnen, sich den
übrigen Sinnen mit Respekt zu nähern; sind es doch immer unsere eigenen
Gedanken, denen wir am liebsten folgen.
Und im Visuellen den klaren,
geheimnisvollen und schönen Formen vertrauen, sie vervollkommnen unseren
Blick.
Und sparsam sein im Umgang mit Erklärungen, Dialogen und
Beschreibungen.
Besteht doch, nach Voltaire, das Geheimnis des
Langweilens darin, daß man alles sagt.

Gute Literatur muß sich gedanklich vernetzen, und
einen Vergleich mit jenen Texten eingehen, die unsere gegenwärtige
Literatur ausmachen wollen; auch wenn das immer auch eine subjektive
Angelegenheit ist, kommt es dem Cimarron-Team darauf an,
Literaturinteressierte- und ausübende zu kritischen Reflexionen anzuregen.

"...in der Sparsamkeit der Worte steckt eine
wunderbare Energie und Wirkungskraft;... gerade in der Kürze offenbart sich
ein beglückender Überfluss..." Francisco de
Quevedo

"Ein Buch ist ein Gegenstand unter vielen... bis es
seinem Leser begegnet... Was dann geschieht, ist jene einzigartige Emotion
namens Schönheit, das wunderbare Mysterium, das weder Psychologie noch
Kritik beschreiben kann..." Jorges Luis Borges

Cäsar besticht durch Klarheit und Eleganz und vor allem
durch eine vollkommene Ausgewogenheit zwischen Inhalt und Form Der Attizist und
Purist meidet seltene Worte, gar Fremdwörter, und bedient sich einer
durchsichtigen, schnörkellosen, ganz dem Inhalt unterworfenen Satzstruktur.
Thomas Baier - Aus: Geschichte der römischen
Literatur

Vom Zauber poetischer Texte
Dem poetischen Schreiben ist nicht auf die Schliche zu
kommen. Es hält uns zum Narren. Es verwirrt unsere Sinne. Wir sind die
Nachzügler seiner Gedanken. Mit einem Wort: Es ist eine Sphinx, ein Rätsel. Es
nimmt uns an die Hand, als wären wir ein Kind - und erzählt uns die
erstaunlichsten Geschichten, die uns erschrecken, erfreuen, trösten und
begeistern können. Und dann, am Ende unserer Zeit, sagt es uns auch, daß der
Sommer unserer Gedanken vorüber ist. Vielleicht aus Mitleid mit uns dürfen wir
in jene frühen, schönen Tage zurückblicken. Wenn es dazu gekommen ist, sollten
wir ein anderes Verhältnis zu unserer Muse, dem poetischen Ich, suchen. Der
Phantasie wird es gelingen, aus der Themenvielfalt des Lebens jene
herauszufiltern, zu denen sich manches neue Wort finden läßt. Auf diese Weise
gelangen wir mit unseren Gedanken wieder an den Anfang. Die philosophischen
Betrachtungen sind vergessen, die dunklen Wortbedeutungen waren nie unsere
Stärke, und zur Vergangenheit schließen wir die Tür der Erinnerung. Was
bleibt uns noch zu sagen? Die Zuneigung zueinander, die Freude am Leben, das
Gefühl des Glücks, das wir empfinden, ohne den Grund dafür zu erfahren. Wir
erfinden neue Geschichten, aus allen Zeiten des Lebens. Wir vertrauen dem
tröstenden Wort. Es ist unsere Sprache, mit der wir unser Leben beginnen und
auch beenden.

CIMARRON
...gibt es nur einmal im Leben.
Das Buchprogramm mit einer Reihe schöner
(belletristischer) Überraschungen finden Sie unter
www.Cimarron-art.de
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